Samstag, 3. Mai 2014

Inklusion - eine Schule für alle

Da der nächste #EDchatDE als einen von den Vorschlägen das Thema INKLUSION hatte, bin ich neugierig geworden. Habe dann auch gestern einen Artikel gefunden (hier), wo man über den Jungen Henry diskutiert. Henry hat Down-Syndrom und seine Eltern möchten, dass er aufs Gymnasium kommt. Ein Fall der in Deutschland heiss diskutiert wird.

Aber wie ist es nun mit der Inklusion und wie soll ich mich als Schulleiter dazu verhalten?

Einfach, wenn du mich fragst: mit den richtigen Mitteln, Ressourcen und Räumlichkeiten sind wir eine Schule für alle!

Aber ist es so einfach? Ich habe wie bereits geschrieben 2 Schulen, eine davon hat ca. 230 Schüler, von denen haben 32 eine Sprachstörung und 5 Schüler sind berechtigt für die Förderschule. Diese fünf Schüler sind bei uns inkludiert. Da wir Schüler mit Sprachstörungen haben, können alle unsere Pädagogen (und Schüler) ,Zeichensprache als Unterstützung und zur Verstärkung. Ausserdem gibt es in jeder Altersgruppe einen Pädagogen neben dem Lehrer der diese Sprachkinder unterstützt. Das hat dazu geführt, dass Eltern mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen, auf uns aufmerksam geworden sind und sich für unsere Schule entschieden haben. Ein Junge hat z.B. Down-Syndrom und hat unter dem jetzigen Schuljahr das Lesen gelernt, er kann jetzt lesen und zeigen, dass er einfache Zusammenhänge versteht. Dabei benutzt er die Zeichensprache und er kann die Buchstaben und die Wörter die er liest, dadurch benennen. Die Ergebnisse sind fantastisch. Seine Eltern möchten, dass er bei uns bleibt, auch wenn es Förderschulen gibt. Sie möchten, dass er Zugang zur Zeichensprache hat und das er sich in einem grösseren sozialen Kontext befindet. Hier wird es schwierig...

Wann überwiegt der soziale Kontext kontra dem pädagogischen Kontext? Wann sind eigene Förderschulen sinnvoller und wann nicht? Eine räumliche Inklusion zu schaffen ist das Einfachste. Alle Kinder in ein Klassenzimmer, fertig. Aber ist das wirklich Inklusion? Wie widmet man sich ALLEN Schülern und wie haben die Schüler die Möglichkeit sich entsprechend ihrer eigenen Vorraussetzungen weiterzuentwickeln?

In Schweden unterrichtet man nach zwei unterschiedlichen Lehrplänen und der Lehrer muss darauf Rücksicht nehmen, wenn man alle Schüler miteinbeziehen will. Unser "Henry" bekommt die Hilfe, die er im Moment braucht, um sich weiterzuentwickeln. Seine Eltern wählen unsere Schule und wählen damit auch indirekt, dass Henry nicht alle Förderungen erhält, die ihm laut Förderschule zustehen. Auf den Förderschulen gibt er mehr Personal und mehr angepasste Räumlichkeiten. Aber der Trend geht dahin, dass immer mehr Eltern ihre Kinder in einer "normalen" Schule haben möchten und damit akzeptieren sie auch, dass die Fördermassnahmen unserem Budget angepasst sind. Im Gegenzug befindet sich das Kind in einem grösseren sozialen Kontext als es die Förderschule anbieten kann.

Wir sehen bei uns positive Effekte für die gesamte Klasse und Schule. Es gibt eine hohe Toleranz gegenüber allen Kindern mit besonderen Bedürfnissen und davon profitieren alle. Jeder kann so sein, wie er ist und alle Schüler sind "gleich viel wert".

Es geht also nicht darum die besten Zeugnisse zu bekommen oder die Türen zu verschliessen, weil jemand von vornherein kein Abitur schaffen würde. Es geht darum alle Schüler auf Leben vorzubereiten, sie so zu stärken, dass sie sich nach ihren besten Vorraussetzungen entwickeln können und dass sie dabei das meiste lernen können was sie lernen können. Jeder nach seinen Vorraussetzungen, aber so weit wie möglich!

Und es geht darum darauf zu achten, in welcher Umgebung es die besten Möglichkeiten gibt: Befinde ich mich in einer Gemeinschaft, die mir gut tut, werde ich mich dort am besten entwickeln. Befinde ich mich in einer Gemeinschaft, die mich nicht zu meinem besten ICH werden lässt, wird meine Entwicklung weniger positiv verlaufen.

Sich als Eltern für eine Schule zu entscheiden, ist ein schwieriger Prozess. Ich glaube man muss das langsam angehen lassen. Jetzt nähern wir uns dem Ende dieses Schuljahres und gemeinsam mit den Eltern unserer Förderschüler, werden wir die Organisation für das nächste Jahr besprechen. Was können wir verändern um eine besser Qualität zu erreichen, was müssen wir beachten, wenn die Kinder älter werden und wie gestalten wir den Unterricht so flexibel, dass alle zu ihrem Recht kommen? Das zu lösen ist unsere Aufgabe.

Pädagogische Inklusion - Soziale Inklusion - Räumliche Inklusion

Trevlig helg!

PS. Schüler = Jungen und Mädchen, Lehrer = beide Geschlechter usw.

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